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Karte von Nordeuropa mit Route


Inhalt

Entschuldigung vorweg: Rechtschreibung und Grammatik sind ein Graus. Betrachtet das ganze eher wie ein Tagebuch. Wenn ihr mir korrekten senden wollt dann bitte.

Motivation

Nach 4 Jahren nur Events (und nicht zu vergessen COVID-19) wollte ich doch mal wieder schauen ob ich noch Reisen kann - und ob es mit dem Rennrad/Randonneur überhaupt geht.
Ich habe zunächst über verschiedene extreme Langstrecken Events (jenseits 7 Tage übliche Fahrzeit) nachgedacht. Das ist aber gar nicht so einfach. Manche sind sehr sehr lang oder fordern sehr viel Tempo. Gleichzeitig wird vom Veranstalter gefühlt wenig geboten für das Startgeld - kaum mehr als die Route. Und mann muss ja auch irgendwie zum Startort und vom Zielort wieder nach Hause.
Das Anreise/Abreise Problem hatte ich bereits letztes Jahr als ich am Midnight Sun Randonnée (MSR) teilgenommen habe. Da ich doch etwas ‘Öko’ bin wollte ich kein Flugzeug. Flugzeug mit Fahrrad ist außerdem auch aufwendiger mit Verpacken. Aber auch mit der Bahn ist es nicht leicht, aber da hat man den Koffer wenigstens selbst in der Hand. Aber die schwedische Bahn ist noch komplizierte und wollte einfach keine Tickets für die nötigen Nachtzüge verkaufen. Angeblich stand der Fahrplan wegen Wartung noch nicht fest - auch wenige Woche vorher nicht. Daher war ich dann im letzten Moment doch geflogen. Die Bahn dann nur auf dem Rückweg mit einen zusätzlichen Stop für einen 600er in Göteborg. Zudem wegen Familienangelegenheiten noch ein weitere Flug. So das 2022 meine Flugreisen Logbuch mal eben verdoppelt hat. Daher wollte ich gerne wieder etwas machen das vor der Tür startet und endet. Weil sehr viel einfacher in der Orga der Anreise und unschlagbar “nachhaltig”.

Das geht aber nicht mit Langstrecken Events die weit entfernt von mir sind. Weil die Strecke ist dort natürlich selbst schon fast der ganze Urlaub. Das führte mich letztlich wieder zum MSR, den diese Idee das Anreise Problem so zu lösen hatte ich 2022 bereits. Nur in Kombination mit anderen geplanten Sachen war es nicht möglich. Außerdem dachte ich mir das die Kombination eine intensive Fahrt (eben den MSR) mit weiteren Reisetagen direkt danach ein guter Test ist ob ich so ein 7-Tage-und mehr Event überhaupt durchhalten kann.

Übrigens nicht verwechseln mit der ebenfalls MSR abgekürzten Mecklenburger Seen Runde. Dieses Namensgleichheit ist natürlich teil des Spaß und hat mir bei der Entscheidung der Teilnahme geholfen - auch weil ich 2022 und 2023 bei jeweils beiden dabei war.

Route

Die gefahrene Strecke bei OSM, inkl. Abweichung von der Idealstrecke für Einkaufen/Übernachten aber bereinigt um ein paar kleinen Schnitzer. Der MSR Teil ist das ganz oben was ein wenig an eine Gitarre erinnert.

Geplant habe ich die Route hauptsächlich mit Brouter-Web in verschiedenen, Teils manuell gebauten, Rennrad-Profilen. Sie versucht Hauptstraßen zu vermeiden ohne dafür auf Gravel auszuweichen. Je einsamer die Gegend um so eher nimmt man auch die Hauptstraße.

Inhaltliche Infos

Nach Umeå: Möglichst direkt aber doch wenig Hauptstraße. Aus Berlin raus hilft der Havelradweg etliche km sehr ruhig zu haben. Neubrandenburg bis Greifswald ist eine ehemalige Bundesstraße die durch die Ostsee autobahn halbwegs erträglich geworden ist. Die Fähre nach Rügen statt des Umwegs über Stralsund lohnt sich wegen der Fährfrequenz nicht. Zudem stellt sie schon früh am Abend den Betrieb ein. Die Fähre von Sassnitz ist sehr schnell; dafür muss man bis Sassnitz etwas mehr fahren als bis Rostock. In Südschweden ist die E4-alt bzw. alternativ Strecke einfach die direkteste Wahl. Weil die neue E4 (Autobahn) parallel verläuft ist sie sehr ruhig. Danach ist es ja eh meist einsam. Wenn man im Norden wieder auf die E4 trifft ist diese zwar noch stark benutzt und als 2+1 ausgelegt aber es gibt genug Optionen um immer wieder links und rechts davon auszuweichen ohne das es gleich Gravel ist.

Der MSR: Natürlich vorgegeben. Abgesehen von der E6 in Norwegen natürlich sehr wenig Verkehr und trotzdem meistens super Asphalt. Halt einsam und große Entfernung - deswegen macht man das ja (und natürlich wegen der Sonne).

Nach Hause: Erstes Stück wieder E4 diesmal direkt auf dieser um etwas zu kürzen. Hier oben geht das ja noch. Danach queer rüber nach Norwegen - sehr einsamen mit ein paar Stücken Gravel und einigen Hügeln. In Richtung Oslo dann wieder viele Orte. Hinter Oslo wird es nochmal kurz ein wenig einsamer aber immer noch besiedelt genug das man ohne Umweg auf Nebenstraße ausweichen kann. Auf den ersten Blick schwer zu sehen ist das man tatsächlich soweit von der Küste Fahren muss um nicht an den Fjorden hängen zu bleiben. Diese reichen auch hier in den weniger Bergigen Region sehr weit ins land hinein und es gibt wenig Queerungs-Optionen. Eine faszinierende Form hat z.b. der Iddefjord.
Der Rest bis Berlin ist ganz normal Mitteleuropa mit normalen Straßen über kleine Orte.

Meine persönlichen Beweggründe für die gewählte Eckpunkte der Strecke

Nach Umeå: Wegen der lange Pause und Unklarheit wie viele Distanz ich auf mehrere Tage mit dem Rad schaffe habe ich hier auf die kürzeste Strecke gesetzt. Da das schon bei der Reise zum Nordkapp die Motivation der Planung war, ist die Strecke quasi gleich. Sie ändert sich etwas durch die Verwendung der Sassnitz Fähre (paar km mehr) und das es westlich statt östlich am Vätternsee vorbeigeht (km fast gleich). Zu erwarten/erhoffen war eine hohe Geschwindigkeit - den sonst hätte ich den MSR Teil nicht geschafft - daher habe ich direkt mit Verlängerungen oben im Norden geplant was ihr auf der Karte jetzt als diese Ausbuchtung ins Landesinnere sehen könnte. Diese führt dazu das es zu der Rück-Route nur minimale Überschneidung gibt.

Nach Hause: Hier habe ich es so geplant das ich möglichst schnell an einen Punkt komme von dem ich unkompliziert mich entscheiden kann “jetzt reicht’s”. Schließlich bin ich bisher auch nicht über 14 Tage unterwegs gewesen. Genauso gut hätte es sein können das ich kaum vorankommen weil ich total am kaput bin. Daher geht es nach Oslo. Nicht weil ich mir Oslo anschauen will sondern es von dort die Fähre nach Kiel gibt oder auch Züge. Der 2te Grund ist das ich schonmal in Oslo war mit Hilfe der besagten Fähre (Betriebsausflug). Damit gehörte Oslo zu einer der wenigen Hauptstädte die ich schonmal “besucht” habe aber Eben nicht mit Fahrrad (ab der Haustür). Dieser Schnitzer ist jetzt ausgeglichen. Damit verbleiben (Stand 07/2023) noch 2: Wien und San Marino. Besucht habe ich (chronologisch): Kopenhagen, Paris, Rom, Luxemburg, Prag, Vaduz, Riga, Talinn, Helsinki, Stockholm und eben Oslo.
Ab Oslo hatte ich mehrere Varianten vorbereitet abhängig von meiner Motivation und verbleibenden Zeit: Fähre nach Frederikshavn, Fähre von Larvik nach Hirtenhals und eben nach Helsingborg. In Dänemark wäre nochmal die Option gewesen die Gedser-Rostock Fähre zu nehmen für etwa 150km weniger. Fehmarn habe ich hier eingebaut weil ich dort ebenfalls noch nicht mit Rad unterwegs war.

Hinreise

Diese Reise besteht offensichtlich aus 3 klar getrennten Phasen entsprechend ist der Bericht.

Trotz eigentlich viel Zeit für die Hinfahrt ist der erste Tag (wie üblich) besonders lang. Weil die Fähre für den nächsten Morgen bereits gebucht war. Daher auch ganz ungewöhnlich: den Campingplatz auch bereits lange im Vorfeld reserviert.
Die letzten Tage vorher hab ich an diese Report gedacht und wie man ihn bebildert. Daher im letzten moment noch diesen Anfangs-Schlenker zum Brandenburger Tor eingebaut. Danach gleich das was man in Berlin inzwischen erwartet wenn man gerade frisch neue Reifen drauf gezogen hat: Ein gewaltiger Haufen Glasscherben. Offenbar meinte irgendwer er müsse beweisen warum man diese SUVs braucht: z.b. um Laternen in abstrakte Kunst umzuwandeln. Und das ganze offenbar kurz bevor ich diese Kreuzung passiert habe d.h. Polizei und Fahrzeug waren noch vor Ort. Glücklicherweise diesmal nicht (wie beim letzten neuen Reifen) gleich auf den ersten 50km eine fettes Loch.
Regen ist bei uns im Sommer ja generell seltener geworden und so war auch diese erste Woche gar nix los. Dafür hab ich den Eindruck das wir mehr Wind haben. So auch gleich der Start mit ordentlich Gegenwind der sich zur Küste und besonders auf Rügen zu einem kleine Sturm verstärkt. Kein angenehmer Start insbesondere mit akutem Termindruck. Letztlich aber nicht zu spät am Campingplatz angekommen.
Dort gleich die nächste Überraschung: Erst mal keiner da und warten. Während des warten kommt eine Dame mit Motorrad an - und weiter warten - bis die Rezeption endlich besetzt ist. Aber das hat auch was gutes weil der Betreiber anbietet einen Wohnwagen Stellplatz (er hat natürlich nix nur für Zelte) zu Teilen für uns beide, also halber Preis. Zum glück ist das was noch frei ist direkt hinter dem Schallschutzwall - nicht wegen der Straße sondern wegen dem stürmischen Wind auch bitter nötig!

Zelt und Fahrrad
In die Ecke gedrängt damit der Wind nicht soviel ankommt.

Tag 2: Extra früh los weil der Fährbetreiber schreibt man solle doch 1 Stunde vorher da sein. Aber da ist der Check-in nichtmal offen und boarden (mit dem Fahrrad) darf man letztlich kaum 5 Minuten vor abfahrt … Bin auch nicht der einzige der darauf reinfällt: eine Bikepacking-Gruppe Österreicher hat extra ihr Hotelfrühstück verwirkt dafür. Und außerdem noch 2 Touring-Radler viel los hier aber natürlich trotzdem nur Promille des Caravan-Verkehrs. Drüben in Trelleborg nochmal Unsinn: das Hafengelände wäre doch zu gefährlich und Radfahrer (sowie zu Fuß gehende). Wir sollen mit dem Bus zum Terminal gefahren werden - der kommt natürlich erst nachdem alle Caravans weg sind. Das insgesamt 7 Räder nicht in einen Bus passen letztlich das was man die ganzen 15 Minuten vorher schon hätte tun können …

Offenes Wasser mit entfernter Küste
Rügens Kreideküste

Dann endlich los. Der leichte Sturm Gegenwind von Gestern kam natürlich von der Ostsee die Quelle ist immer noch Aktiv. Aber jetzt bin ich nördlich dieses Wirbels daher weht es volle Kanne von der Seite rein. Das erste Stück aus Trelleborg raus ist dicht befahren und ich bin gleich mal schockiert wie auch hier in Schweden rücksichtslos überholt wird :/ Das hatte ich irgendwie viel entspannter in Erinnerung. Gerade bei dem extremen Wind der mich problemlos das ein oder andere mal in das vorbeifahrende Auto werfen kann. Das macht diese erste kurze Stück extrem unangenehm und nervlich aufreibend - anstrengend ist es oben drein. Zum Glück ist der ganze Rest (außer den 2+1 Stücken die natürlich technisch nicht anders möglich sind) zumindest in Schweden entspannter.
Je weiter nach Norden und je später der Tag um so mehr blockt das Land den Wind weg - also das Gegenteil zu gestern. Zudem beginnt nach den vielen Feldern wie man sie sonst so kennt endlich das warum ich hier bin: Wald, Wald und noch mehr Bäume. Auch wenn die Waldstrecken später natürlich noch viel länger werden sind Sie hier schon eine völlig andere Liga als das was man in Deutschland mal so als Waldstück erlebt (gemeint die Zeit bis man aus dem Wald rauskommt). Gegen Nachmittag bin ich weit genug über dem Wirbel das es zu ordentlich Rückenwind wird. Auf der breiten alten/alternativen E4 (die noch nach dem alten breiter Seitenstreifen Konzept anstatt 2+1 gebaut ist) liefere ich mir ein Rennen mit einem Traktor. Gerade/Bergab bin ich schneller aber am Hügel hat der natürlich viel mehr PS. Mit einem -für Langstrecke- absolut widersinnigen Sprint ziehe ich über einen der Hügel davon. Spaß muss sein! Vernunft bitte hinten anstellen! Das Ziel für Heute ist Ljungby - auch wenn mir klar ist das ich damit deutlich vor dem Zeitplan liege. Warum? Natürlich will ich meine Geschwindigkeit von 2015 halten wo dies ebenfalls der 2te Stopp war, was auch heißt das ich den Campingplatz bereits kenne. Im Gegensatz zu fast allen anderen Plätze heutzutage sind Zelte hier auch noch etwas was normal eingeplant ist. (Beachte das ich 2015 morgens um 8, weil nachtfähre, gestartet bin und nicht erst um 11. Also ist es es effektiv deutlich schneller)

Tag 3: Ab Ljungby folge ich erst mal einem Bahntrassen Radweg den es -glaube ich- 2015 noch nicht gab. Muss man ja auch mal zeigen das so was genutzt wird. Ich weiß zwar das dieser schon in kürze sich in eine Gravelstrecke wandelt. Aber es ist ja Trocken und ich habe viel Zeit. Es ist außerdem nochmal ein anderes Feeling als immer so Asphalt-Straße, aber auch ein gutes Stück langsamer insbesondere als irgendwann der Schotter doch sehr lose wird. Nach ca. 15km bin ich doch froh das es zu ende ist.

Schotterweg zwischen 2 Seen
Bahntrassen Radweg auf Schotter

Nach Jönköping gibt es dann die ersten spürbaren Hügel und eine Überraschung an der Abfahrt: Im laufe von einigen Minuten kommt mir eine große Anzahl von Kindern diesen Hügel entgegen. Grob geschätzt eine ganze Grundschulklasse! Verändert Vätternrundan das allgemeine Verhalten in der Region gegenüber anderen Gegenden? Die ist übrigens am nächsten Wochenende als ich hier vorbeikomme.

Graslandschaft mit See im Hintergrund
Vätternsee vom Westufer

Die Hügel beruhigen sich kurzzeitig aber vom See ist net viel zu sehen hier. Richtung Ende des Tags wird es dann wieder hügliger. Dann lerne ich das es hier einen Kanal gibt der den Vättern mit Kattegat und Ostsee verbindet. Also man könnte Queer durch Schweden auch mit dem Boot!

Kleiner Kanal mündet in See
Der Gota Kanal

Und plötzlich auch eindeutig lokaler Fahrradverkehr wo ich so gar nicht damit gerechnet hätte; also wo schon 5-10km zwischen Ortschaften. Anderseits ist es hier auch oft so das man den Ort kaum bemerkt weil er sich ewig lang zieht und einzelne Häuser versteckt im Wald stehen.

Tag 4: Immer noch warm und Trocken, und heute auch ein wenig Rückenwind. Bei Laxå ärgere ich mich erst über den doch recht grob schottrigen Weg bin dann anschließend aber froh darüber denn das kurze Stück E20 macht so gar keinen Spaß. Hier kurz vor Örebro ist der Verkehr dann doch sehr stark. Aber die anderen Strecken hatten halt ganz schön lange Stücken Gravel so erinnere ich mich zumindest an die Planung. Ansonsten wird Örebro umfahren (im Gegensatz zu 2015) und nur dahinter nochmal ein kurzes Stück dicke Straße aber mit viel weniger Verkehr. Auch hier gibts lokalen Radverkehr und auch mal Radwege zwischen 2 Ortsteilen. Aufgefallen ist mir eine Mutter mit Kind (auf eigenem Rad) die auf der linken(!) Seite auf einen Stück im Ort fuhren wo es keinen Radweg gab.
Die Abweichung zu 2015 ist damit zu Ende und -natürlich- will ich mich jetzt überholen. Statt nur bis Fagesta hänge ich etwa 40km dran. Allerdings hatte ich den Verkehr hier viel ruhiger in Erinnerung. Zudem habe ich vor Avesta mein Abzweig verpasst und hänge auf eine stark befahren 2+1 Strecke fest. Im Gegenzug hat man auch die Vorteile von Hauptstrecken: Es gibt gelegentlich gut ausgebaut Rastplätze mit richtigen Klo und frischen Wasser. Das kommt bei dem 2-stelligen Straßen auch weiter im Norden wieder vor und ist sehr willkommen. Wer kein Problem mit bissel Lärm hat könnte an so einer Stelle sicher auch ganz gut mal Zelten. Ein oder zwei spätere Rastplätze hatten sogar kleine Schutzhütten in die man sich einfach hätte legen können. Das Problem dabei ist nur das man schon sehr viel Recherchieren muss um das vorher zu wissen denn ansonsten kommen diese Stellen natürlich nie genau dann wenn man sie braucht. Ganz am morgen habe ich übrigens kurz den ersten Reiseradler Richtung Nordkapp überholt; klar hier ab Mittelschweden gibt’s eigentlich nur 2 Ziele: Ostseerunde oder Nordkapp. Je weniger Straßen um so ähnlicher sind auch die Routen.

Meilenstein
Überall an den Straßen findet man die
Wald mit Verzierung
Kurze Pause und gleich ein Geocache. Beachte auch den Blumentopf auf dem Tisch!
Die Häuser von dem Ort verstecken sich aber Tief im Wald und sind nicht zu sehen.

Tag 5: Routen mäßig nix zu sagen geht halt voran.

Hoher Turm im Wald
Was man so alles am Wegesrand sieht! Hier ein Industriedenkmal.

Wie gerade beschriebe Treffe ich an einer Badestelle einen Sabbatical-Reisenden der die Ostseerunde fast fertig hat (sogar inkl. Russland). Er spart sich die Campingplätze und baut sein Zelt eben z.b. an solchen Badestellen auf. Diese hier hat sogar ein Plumpsklo. Er will gerade los als ich schon fast 100km fertig hab :) Am Abend dann ein Problem mit dem Zeltplatz: das was mir meine App zeigt stellt sich beim nachlesen auf der Webseite als Caravan-Only (Kiesplatz) heraus - grml. Daher kommt dieser merkwürdige knick bei Bergsjö. Zum Glück Ostsee wo es mehr gibt auch wenn der eigentlich ebenso nur für Caravan ist. Dafür ein Plausch mit der Rezeption über das lernen von Sprache und darüber das Sie ja eigentlich mal Deutsch in der Schule gelernt hat. Kurz vor dem Campingplatz auch noch einen Radler am Wegesrand gesehen unklar ob es der gleich ist von dem ich am nächsten Morgen das Rad vor einem Zelt mitten im Wald sehe.

Detail Schild 'Kairo' 4000 km
Die Wegweiser sind hier unheimlich nützlich! Alles drauf was gleich um die Ecke ist.
Straßenschild XYZ Maskin
Noch ein Schild das mich fasziniert - als auswärtigen. Bei diesem XYZ Maskin handelt es sich wohl um einen Händler.
Außerdem ist der Mo Ortsname doppelt zu dem in Norwegen.

Tag 6: Das ich den Zeitplan nicht einhalte (unterschreite) war zu erhoffen und wird jetzt immer mehr deutlich. Daher stört dieser Bergsjö Umweg nicht so sehr und ich vermeide mehr E4 als geplant. Dafür nehme ich schmale hüglige Straßen und teils gravelige Wege.

Enten an der Kaimauer
Campingplatz, Marina und Streichelzoo?
Geröllfeld
Ostsee Meereseboden! Naja vor ein paar Tausend Jahren.
Ein Zelt versteckt im Wald und Fahrrad daneben
Das oben erwähnte Zelt im dichten Wald

Hinter Sundsvall daher dann meine extra lange Notfall-Option. Also weg von der Küste rein in die richtige Einsamkeit. Auf diese Abschnitt sind mit die längsten Distanzen zwischen Orten zu überwinden. Laut meiner Planung sind 2x über 100km zwischen zwei Lebensmittelläden. In der Realität gibt es aber noch 1-2 Micro-Läden dazwischen.
Völlig überrascht mich die Tatsache das dies bereits als Lappland gilt. Es geht Flussverläufe langsam nach oben; entspanntes fahren. Es kommt mir eine 3er Gruppe Rennradfahrer entgegen, wobei es so aussieht als ob Sie einen Support fahrzeug dabei haben.

Kirchturm Front
Auch kleine Orte ordentlich mit Friedhof und Kirche. Schweden scheint beides gerne zusammen zu legen was das Finden von Trinkwasser Nachschub erleichtert.

Tag 7: Noch mehr von dieser Lappland Einsamkeit steht an. Aber es ist alles sehr eben und der Wind kommt von der Ostsee her und treibt mich größtenteils an. Am Abend gestern muss ich für den Zeltplatz meine geplante Strecke ein gutes Stück verlassen. Da ich was gegen zurückfahren habe schau ich auf die Karte und Folge dem Weg. Ich sehe auch die Stelle wo ich auf die Hauptstraße auf der anderen Flussseite wechseln könnte - aber warum? Ist doch gerade so schön hier - bis der Asphalt aufhört und Gravel Bereich anfängt. Klar es ist immer noch Schweden Gravel und besser als Brandenburg-Pflaster Straßen aber jetzt wo ich ungeplant auf diesem Stück unterwegs bin und keine Ahnung hab wie es weiter läuft - fühlt sich doch anders an. Ist gar nicht so weit bis zur nächsten Brückenoption fühlt sich aber doch so an. Gravel mit Anstiegen ist halt nochmal was anderes. Anschließend rollt es wieder Perfekt (Rückenwind wie schon erwähnt) ich kommen 20 Minuten vor Öffnung des Ladens im nächsten Ort an. Warten geht gar nicht! Also weiter nur 65km bis zum nächsten! Natürlich mach ich das nur weil ich sowieso noch was hab und es ja gerade so gut rollt. Und es rollt sogar noch besser als erwartet kaum 2 1/2 Stunden für das Stück. (Wo ich mit Google Maps die km nochmal nachmessen, das gilt als Hauptstraße und es wird wie blöde versucht das zu vermeiden auch mit 30km mehr - mir sind da kaum 10 Autos begegnet).

Straße links und rechts Wasser
Diese Straßen die einfach direkt durch den See gehen scheinen sehr beliebt zu sein. Es handelt sich wohl meist um Stauseen und die Straßen waren schon vorher dort.

Am nächsten Laden treffe ich den Radreisenden mit dem meisten Gepäck den ich je gesehen habe. Laut Auskunft war er bereits mehrmals am Nordkapp und hat wohl schon etliches abgespult - inkl. einiger nerviger Defekt weshalb er eine halbe Fahrradwerkstatt mit sich rum fährt.

Fahrrad voll beladen
Das Rad hat vermutlich mehr geladen als in seinem ersten leben als Briefträger.

Später am Nachmittag noch was neues: In einem dieser kleinen Micro-Läden beaufsichtigt der Verkäufer offensichtlich gleichzeitig seine Tochter und hat genug Zeit mich auszufragen wie ich den auf diese Fahrrad-Idee kommen würde. Ich frage ihn im gegenzug wie er es den im Winter hier aushält und danke ihm das er durch sein Leben und Arbeiten hier meine Radfahrten möglich macht.

See mit Platform in der Mitte auf der ein Zelt steht
Badestrand in Lappland aber nur Strand ist wohl zu simpel.
Skulptur in einem See
Eine der Skulpturen des 350km langen Konstvägen in Lappland. Diese hier soll Rentiere darstellen.

Tag 8: Leichtes ausrollen die letzten km bis Umeå, und etwas bemerkenswertes: Ich fahre auf einer Straße auf der ich erst letztes Jahr unterwegs war, und ich werden auch in ein paar Tagen hier nochmal fahren. Langsam reicht aber immer noch nicht. Hotel einchecken geht erst ab 15:00 also etwas das ich so gar nicht kann: ‘Chillen’ auf einer Bank an dieser tollen Uferpromenade die Umeå hat. Dann noch gemütlich Paket von der Post holen (mehr dazu später) reicht immer noch net. Am Hotel treffe ich dann die ersten MSR Teilnehmer die auch Heute schon angereist sind und den ersten ‘Coffee-Ride’ gemacht haben. Selbstverständlich muss ich damit hausieren gehen das ich schon alles rauf gekurbelt bin. Was macht das alles für einen Sinn wenn man nicht mal vor gleichgesinnten damit angeben kann?

Fahrrad vor Gebäude
Ziel Teil 1: Rathaus von Umeå

Tag 9: Tja, nach meinen -sehr auf Sicherheit- getrimmten Plan wollte ich noch unterwegs sein. Nun hänge ich halt im Hotel ab. Bzw. wir machen kurz noch einen ‘Coffee-Ride’. Soviel bekomme ich net mit weil ich irgendwie nur am labern bin. Aber Umeå scheint auch abseits der Uferpromenade noch den ein oder anderen Radweg zu haben. Aber klar - in manchen Städten geht Fahrradfahren halt nicht weils im Winter zu Kalt wird? Moment hier lag vor 8 Wochen noch Schnee - hrm wozu dann Radwege? (Sprich Ende April; Radfahren im Winter siehe das Video zu Oulu)

Auffällig für Schweden sind auch die vielen Oldtimer auf den Straßen in Form von “US-Cars” was man aus Deutschland natürlich überhaupt nicht gewöhnt ist. Wahrscheinlich sind es gar nicht sonderlich viele aber sie fallen halt aus der Rolle.

MSR

Was ist das?

Es handelt sich um ein Super-Brevet. Eine spezielle Form des Langstreckenfahrens aber kein Rennen. Gefahren werden 1.200 km in maximal 90 Stunden.
Super heißt es wegen der Länge. Es wird nach den Regel des LRM - LES RANDONNEURS MONDIAUX Verbands gefahren. Kürze Brevets ohne das super folgen den Regeln des ACP - Audax Club Parisen den man als weltweiten Dachverband ansehen kann.

Veranstalter ist der lokale Fahrradclub der auch, hauptsächlich für einheimische, die kürzen Brevets organisiert. Die offizielle Finisher Homologation erfolgt aber durch den LRM.
Hauptperson der Orga ist Florian der auch selbst mitfährt.

Die Teilnehmer holen sich an 12 Kontrollpunkten (eine davon geheim) auf der Route sowie am Ziel eine Stempel im passenden Zeitrahmen ab um ihre erfolgreiche Teilnahme nachzuweisen und erhalten eine Medaille. Die Medaille zeigt keine Platzierung sondern generell das bezwingen der Strecke. Eine Platzierung oder Siegerehrung bit es nicht.
Die Kontrollpunkte sind größtenteils Camping/Hotels Sachen wo das normale Personal auch außerhalb der üblichen Zeiten bleibt und/oder ergänzt durch freiwillige Helfer aus der Region. An jeder Kontrollstelle gibt es für die Teilnehmer eine Ration und an viele die Möglichkeit sich ein bisschen hinzulegen. Um das ganze nicht zu einer extremen Diätkur werden zu lassen ist es aber sinnvoll noch mehr zu Essen. Entweder direkt an der Kontrolle selbst deren normales Angebot nutzen und/oder sich in einem der wenigen Supermärkte auch für den Snack unterwegs mit z.b. Schokolade eindecken.

Das heißt übrigens nicht das die Camping/Hotel stellen dafür bezahlt werden das sie ihre Räumlichkeiten öffnen; mindestens dort wo ich gefragt habe macht der Eigentümer einfach so mit.
Diese ganzen freiwilligen Helfer sind sehr wichtig für diese Veranstaltungen. Ohne die Sicherheit das man am nächsten Kontrollpunkt etwas versorgen erhalten kann - auch um 3 uhr morgens - verändert die Möglichkeiten des Fahrens erheblich. Ohne dies wäre es sehr viel schwerer, Sie machen diese daher aus und überhaupt erst in dieser Form möglich: Danke!

Vergleich zu anderen Super-Brevets

Wenn man erst mal danach schaut gibt es viele dieser Events über die ganze Welt verteilt. Jedes davon hat seine Besonderheit. Hier ist es eben das es über den Polarkreis zur Mitternachtssonne geht.
So hat jedes Event seine eigenen Herausforderungen. Ist man normales Mitteleuropa gewöhnt klingt es hier wegen dem Wetter mit dem man rechnen muss (2022 mit runter auf 0 Grad und Schnee in den Bergen) irgendwie schwere und anspruchsvoller. Auch die geringe Besiedlung ist ein Problem primär bezogen auf die Frage was man macht wenn etwas schief läuft (Hungerast, Panne, Unfall, Unterkühlung etc).
Aber es ist auch leichter als andere: Man muss in der ‘Nacht’ nicht vorsichtiger sein weil es einfach keine gibt. Es hat sehr viel weniger Verkehr auf den man achten muss - man muss sich nicht Krampfhaft an den rechten Rand zwängen. Es gibt nur eine (ca) Ampel auf der Strecke und das man an den wenigen Kreuzungen mal auf jemanden warten muss kommt auch eher nicht vor. Das macht das fahren - wenn es läuft - schneller als sonst. Zu guter Letzt sind die Straßen hier größtenteils in einem hervorragenden Zustand weil sie gut gepflegt werden - es sei denn man trifft gerade auf diese Pflege dann ist blöd.

Besonders mir spielen diese Vorteile in die Karten. Denn ich bin ein ziemlicher Angsthase was Kreuzung und Kurven (besonders Kreisverkehre) angeht und verliere dort in aller Regel den Anschluss an andere weil ich stärker abbremse. Da es hier aber viel weniger davon gibt … auch die Hügel sind eher sanft weil starkes Gefälle mag ich auch net so.
Ich schiebe das für mich auf 2 Stürze die zwar eigentlich nicht schlimm waren aber dauerhafte Narben hinterlassen haben. Auch vor denen war ich net so gut aber das hat net geholfen. Ich habe auch den Eindruck das die Geometrie des Rennrads mir die Sache schwerer macht; mit meinem Reiserad fühlen ich bei schnellen Abfahrten doch eine Spur wohler.

Schummel Gepäck

So ganz habe ich das mit der Anreise “Kraft eigener Muskel” dann doch nicht umgesetzt. Um die anderen Anforderungen an die Ausrüstung umzusetzen habe ich mir selbst ein Paket geschickt (und auch zurück). Durch den definiert Zeitpunkt in Umeå und das gebuchte Hotel ist das gegenüber anderen Radreise einfacher zu planen gewesen.
Dabei ging es mir in erster Linie um eine andere Tasche. Da ich kein Camping Zeugs mitnehme für eine Fahrt wo ich eh kaum schlafe sind zwei Taschen hinten überflüssig. Aber alles in nur eine seitliche Tasche zu packen ist auch blöd wegen der Gewichtsverteilung. (Und natürlich sind Seitentaschen Aerodynamisch schlechter) Daher eine Tasche die oben auf den Gepäckträger drauf kommt. Da jetzt eh schon ein Paket im Spiel war habe ich dort einige gegf. nötige Ersatzteile, frische Klamotten, weiteres ISO-Pulver & Riegel und frische Ketten rein gepackt. Beim zurücksenden dann auch den Pullover, ¾ Hose und lange Socken die absehbar für die Strecke nach Süden überflüssig waren.
Grundsätzlich habe ich aber auf der Hinreise alles dabei gehabt um -falls das Paket nicht ankommt- ohne Probleme die Strecke bestreiten zu können.
Warum Kette?: Ich benutze gewachste Ketten (Hot-Wax) die man unterwegs nicht so gut auffrischen kann wie zu Hause; durch das Tauschen reduzieren ich hoffentlich den Verschleiß. Allerdings sind die Kosten für den Paket Versand (falls man nur Ketten versenden würde) doch deutlich höher als was man mit geringerem Verschleiß sparen kann.

Post hin: Gar kein Problem adressiert an Hotel. Etwas überraschend (und zum Glück in der DHL-Verfolgung einsehbar) wird das Paket aber grundsätzlich nicht ausgeliefert sondern muss immer in der Filiale abgeholt werden. Abholung problemfrei auch wenn es in dem Sinne nicht an mich adressiert war. Auch ohne Verfolgungs-Code wäre es gegangen am nächsten Tag kam ein entsprechender Info-Brief im Hotel an und die Rezeption hat mich nach dem Coffee-Ride wiedererkannt und es mir übergeben.
Post rück: Sehr viel komplizierter auch wenn man angibt das Paket bei nicht Zustellung vernichtet werden soll benötigt man eine Absenderadresse - aber wie macht man das wenn man sich selbst was nach Hause sendet? Auch ansonsten natürlich nicht der übliche Fall für Filiale daher dauert es doch eine ganze weile letztlich dann halt wieder die Adresse vom Hotel genommen.

Los geht's

Etliche Rennradfahrer warten auf Start

Start ist zum Sonnenuntergang - also 23:07. Das ist schon ganz schön nervig weil ich an solchen Tagen nicht lange Schlafen kann und schon um 6 Uhr wach bin. Effektiv starte ich also bereits mit Schlafdefizit; zwar gibt es eine schönes Haus mit Mittagsschlafoption vor dem Start aber das klappt für mich nicht so recht.
Organisatorisch sind diese starts am Nachmittag/Abend sicher leichter und das mit dem Sonnenuntergang macht inhaltlich hier natürlich total viel Sinn daher … hrm.
Vor dem Start übrigens ein richtiges Buffet-Essen um nochmal voll aufzuladen.

Kurz vor dem Start nochmal jede menge Stress: Die Route muss kurzfristig geändert werden weil Bauarbeiten nicht fertig sind wie erhofft. Nervig aber auch gut: das heißt das Florian das alles im Blick hat und auf dem Rest kein Problem droht.
Die Wetterprognose ist toll - ganz und gar nicht das was man befürchtet hat - danke Klimawandel? Nachts nicht unter 10 Grad und Tagsüber wird 25+ vorhergesagt. Dazu Wind der sich so zu legen scheint das man bei guten Tempo auf den ersten ¾ Rücken oder zumindest keinen Gegenwind hat.
Für Norwegen steht -natürlich- Regen im Plan aber auch nicht so viel und eben nicht kalt.
Da es nicht schadet fahre ich aber die ganze Zeit mit Unterhemd und Nachts mit Armwärmer; Beine bleiben aber die ganze Zeit frei. Mein Pullover die extra ¾ Hose, dicke Handschuhe und das 2te paar Socken scheint dieses Jahr wie überflüssiges Gewicht - letztes Jahr wäre ich ohne erfroren.

Start sind alle gemeinsam; meiner Angsthasigkeit folgenden bin ich gleich hinten. Ich möchte so lange wie möglich an einer Gruppe bleiben aber irgendwie ist mir das für den Start zu langsam im hinteren Feld. Das vordere Feld ist aber schon gut abgesetzt. Ich entschließe mich etwas zu tun das eigentlich ziemlich blöd ist: ich fahre in meinen roten Bereich um aufzuschließen.
Ein Spiel mit dem Feuer - kann ich es schaffen bevor ich einbreche? Dann bin ich schon nach 5km kaputt. Falle ich sowieso an der nächste Kreuzung wieder ab (siehe oben)?
Gefühlt lange, praktisch wohl eher nur kurz brauche ich um mich ran zu arbeiten. Das Tempo der Gruppe passt aber es folgt gleich das nächste Örtchen wo ich -natürlich- wieder zurückfalle. Aber das war’s dann halt auch danach 50km zum nächsten Ort und leichte Welle: d.h. ich kann mich dran hängen. Und jetzt geht die Post ab! Es ist wirklich die Spitzengruppe und irgendwie hat mich mein Training wohl doch bissel stärker gemacht. Bei 6 Leuten muss man nicht so oft nach vorne so das ich dort dann auch ca 85% Sweetspot machen kann und damit ganz klar nicht nur faul dranhänge.
So kommt es das wir zu schnell an der ersten Kontrolle sind und eine (durchaus nützliche) Verschnaufpause von ein paar Minuten einlegen müssen. (Tatsächlich sind wir nicht zu früh, durch die Routenänderung ist die erste Kontrolle etwas dichter als geplant, aber die minimal Zeit wurde nicht neu berechnet).
Das nächste Stück geht im gleichen Still weiter; nur leichte Wellen und keine Kreuzungen - mein Problem ist nicht relevant - und ich kann fast normal in der Rotation mitmachen. Kurz vor der 2ten Kontrolle scheint es aber für einige aus der Gruppe doch zu schnell zu sein - was man auch schon vorher bei ihrer Frontarbeit merkt.
Jetzt an der 2ten bemerke ich das einer der Fahrer einen Supportfahrzeug hat - Gerd. (Ehrlich gesagt finde ich das Level an Support für ihn hart an der Grenze was für diesen Sport ok ist. Aber die Regel erlauben es solange es nur an den Kontrollstellen passiert). Das Team hat sich vorgenommen das schnellste zu machen was geht und nutzen dafür “Hightech” Verpflegung für minimiert Pausenzeiten. Trotzdem entscheidet sich Gerd auf meine normale (aber sehr hastige) Pause zu warten damit wir zu 2t weiter können. Was ein Boost für mein Ego!
Natürlich bei 2er Rotation etwas langsamer als zuvor aber ich kann mich bei dem Ego Boost natürlich nicht Lumpen lassen. So ballern wir 110km ohne anzuhalten (gibt halt keinen Verkehrstechnischen Grund) durch. Tolles Gefühl aber klar ist es etwas über meinen Verhältnissen für die Distanz. Also es laugt mich doch einiges aus. Bei der 3ten Kontrolle habe ich dann also 250km in Gruppe das dürften gut 50km mehr sein als letztes Jahr.

Jetzt dann doch Solo: Gerd wartet nicht nochmal und ich muss bissel langsamer machen. Dank der bisherigen vorarbeit kann ich aber noch einen neuen PB: 10h für 301km! Ich fantasiere darüber das man ja so auch die 600km/24h Knacken kann. Aber mit Gruppe und flach ist natürlich nicht das gleiche wie Solo und hüglig was jetzt folgt.

Wald mit Berg im Hintergrund auf dem Schnee liegt.
Kurz vor Kontrolle 4 spielen mir meine Augen einen Streich: Wolken und Schnee haben fast das gleiche Weiß ich wundere mich warum es hier Berge mit Löchern gibt! Immerhin schon gut 24h ohne richtigen Schlaf bis hier.

Überraschenderweise bin ich trotzdem als erster an der 4ten Kontrolle: Gerd hat sich irgendwo verfahren und anschließend noch einen Platten. Dieser erste Platz hält aber nicht lange den jetzt brauch ich doch mal richtig Pause, so verlasse ich Kontrolle erst wieder als 4ter. Auch nicht schlimm, ist ja kein rennen, aber der Zusatz-Antrieb durch’s Ego ist damit natürlich weg. Ist vermutlich auch besser so damit es angenehm bleibt.
Bin jetzt 15 Stunden unterwegs und halt erst Abends gestartet; wie auch letztes Jahr an der Stelle holt mich hier der Schlafbedarf ein. Bevor ich dagegen ankämpfe lege ich mich gleich neben die Straße um für ein paar Minuten die Augen zu entspannen. Also ich weiterfahre merke ich das es der richtig Punkt war: den kaum 3 km weiter ist die Straße schon nass von den durchziehenden Schauern. Norwegen lässt grüßen!
Ich erwische ein paar kurze Schauer und höhere 2-3 Blitze aber nicht schlimm. Praktischerweise bin ich für den Hauptteil der Schauer in der nächsten Kontrolle und danach ist es nur etwas Niesel. Direkt vor der Kontrolle decke ich mich aber mit neuen Snacks für unterwegs ein. Das klappt diesmal (im Gegensatz zu letzten Jahr) weil ich eben schneller unterwegs bin und noch rechtzeitig vor Ladenschluss hier aufschlage. Ist nicht so das es auf den letzten 100km irgendwas zu kaufen gab - da war nix was irgendwie an einen Ort erinnert. Mit den neuen Snacks ist das viel besser als letztes Jahr wo ich auf dem nächsten Stück ein echtes Loch hatte.

Schlafen oder nicht? An der 5ten Kontrolle überlege ich zu schlafen bevor es mich wie letztes Jahr an diesen ganzen kurzen&heftigen Anstiegen auf dem nächsten Stück erwischt. Aber es findet sich eine Ausrede und gleichzeitig eine tolle Lösung diese Stück viel angenehmer zu machen. Zumindest für mich. Florian hat ein Problem: Sein Tretlager ist arg lädiert aber hier im nirgendwo gibts natürlich keine Reparaturmöglichkeit. Dafür muss er weiter zur nächsten Kontrolle wo die einzige größere Stadt auf der Route (abgesehen von Umeå) liegt: Moi i rana. Er sagt (und fragt halb) das es toll wäre wenn ihn jemand begleitet für den Fall das es wieder klemmt und er ne 3te und 4te Hand braucht. Das ist der Aufhänger für mich denn sinnvollen Plan mit dem Schlafen aufzugeben. Zudem bin ich so nicht allein und wir können 80km schwatzen. Für mich schön entspannt und für ihn etwas Ablenkung von dem merkwürdigen Geräuschen und dem wabbeln seiner Kurbel. Letztlich tritt die befürchte Verklemmung aber nicht auf.
24h und 560km jetzt wirklich ein guter Zeitpunkt sich in die kuscheligen Hütten an der Kontrolle zu legen. Ich denke kurz darüber nach das ich mit normalem fahren (Florian war natürlich etwas langsamer unterwegs bei den flachen Stücken konnte er auch nicht aufs große Kettenblatt schalten) ich vielleicht, ganz vielleicht, diese 600km/24h hätte schaffen können bzw. zumindest meine PB dichter dran schieben. Aber dann hätte ich wiederum gleich ganze 750km durchhalten müssen um zur nächsten angenehmen Schlafstelle zu gelangen. Stattdessen schlafe ich in diesem hübschen Bett das im Event enthalten ist gleich wunderbar ein.

Bäume ein See und schneebedeckte Berge
Eine kleine Ecke des Sees an der das letzte Stück ewig vorbeigeht. Es ist auch ein Stausee und man sieht das er deutlich entleert ist.

Ich wache kurz auf als Nachschub in der Hütte ankommt. Nochmal kurz die “Snooze” Taste im Kopf drücken und dann geht’s weiter (Kein Wecker oder so ich schlafe halt so lange wie ich schlafe). Waren damit gut 4h das ist ordentlich für meine Verhältnisse, natürlich nicht frisch aber es droht kein Sekundenschlaf gleich an der nächsten Ecke.
Also weiter, in Mo nochmal an die Tankstelle und sündhaft teueren Kuchen zum Frühstück. Jetzt der langsame anstieg zum Polarkreis (gleichzeitig Passhöhe) aber es ist diesmal halt überhaupt nicht Polar auch jetzt am frühen morgen angenehm. Sicher nicht warm aber auch nicht kalt. Eigentlich passiert jetzt nichts ich bin wieder erholt von dem ersten zu schnellen Stück und tretet jetzt ganz entspannt in langstrecken Tempo vor mich hin.

Bodennebel in einem klar abgegrenzten Bereich zum Wald
Der Fluß hat sich im Morgengrauen sehr verdünnt :) Sieht zwar kalt aus ist es aber nicht. Es bleibt völlig unklar wo jetzt die Wasseroberfläche beginnt.
Fahrrad vor einer Stelle und Gebäude
Falls net klar: das Polarkreis-Touristen-Center

Am Polarkreis Center neben dem Stempel ein paar Ansichtskarten geholt und dann gleich weiter - ok für die Abfahrt dann doch mal die Windjacke anlegen. Der 2te lange anstieg steht an. Aber seine Steigung ist so moderat das ich meine normale Leistung ganz einfach treten kann. Jetzt wo hier kein Schnee & Eis ist hört man auch das hier ein Fluss mit Wasserfall ist.

Straße durch Graslandschaft mit einzelnen
Schneefeldern
Wie gesagt ist der Polarkreis hier Passhöhe mit ca. 700m so weit im Norden ist das deutlich über Baumgrenze.
Fahrrad vor Straßenschild in Graslandschaft Fahrrad vor Straßenschild mit verschneiter
Landschaft
Hier Temperatur vergleich 2023 (oben) und 2022 (unten) nicht ganz der gleiche Ort aber fast. Beachte das wenn man das Schild laut ließt es total verständlich ist!

An der 8ten Kontrolle erfahre ich von der netten Rezeptionsdame das ich wohl der 6te hier bin. Das ändert sich auch bis zum Ziel nicht mehr. Sowohl vor als auch hinter mir beträgt der Abstand immer mindestens eine Stunde also hab ich alles für mich: Kontrollpunkte und Straßen. Gefühlt bin ich unheimlich langsam weil ich es natürlich mit dem ersten Stück vergleiche ansonsten bin ich aber hier jetzt so schnell wie letztes mal. D.h. die Verbesserung in der Gesamtzeit geht beruht fast exklusiv auf dem ersten sehr schnellen Stück.
Kontrolle Nummer 9 erreiche ich wieder zu einer günstigeren Zeit also rein in den Supermarkt und 2 Tafeln Schokolade und 2 Packungen Kekse kaufen; 1/3 wird sofort verputzt der Rest ist für später.

Die 3te “Nacht” bricht an. Nachdem ich nochmal eine Tafel Schokolade reingeschoben habe schiebt mich der Zucker wieder ordentlich an. Aber was ist das? Verdammte Klima-Kleber! Mehrfach blockieren größere Gruppen von Rentieren die Straße :) Sie traben dann zwar vor mir her aber für Windschatten ist das doch bissel zu langsam.

Etliche Rentiere auf und an Straße
Ich muss auf dieser ganzen Strecke öfter für Renntiere anhalten als für Ampeln (gibt glaube nur eine - und die war rot) oder Vorfahrt.

Hab ich jetzt was falsch gemacht? Ich sehe ein Auto im Rücksspiegel - minutenlang. Ich denke zunächst an die Supportcrew von Gerd aber die müssen doch schon fast im Ziel sein? Der Wage überholt, Sie sind es nicht. Auf dem nächsten Hügel steht zwei Autos am Rand und zwei Männer feuern mich an. Was ist das? Das ist ja was ganz neues (außer bei PBP natürlich) und dann hier? Mitten im nirgendwo? Wie auch immer - das macht Laune - ich geben ihnen beim vorbeifahren ein High-Five.
Am Kontrolle Nummer 10 sehe ich die beiden wieder. Sie waren genauso überrascht wie ich - davon das hier mitten im nirgendwo jemand so (aus ihrer Sicht) Profi-mäßig mit Fahrrad unterwegs ist. Offenbar haben ihnen die kleinen Pfeile gereicht um die Kontrolle zu finden um sich dort erklären zu lassen was denn hier in ihrer Gegend gerade abgeht.
Auch merkwürdig: Sie könnten gar kein Englisch - das ist man für Schweden wirklich nicht gewöhnt - aber gut die beiden sind auch schon irgendwo 60+.

Nach diesem ungewöhnlichen Ereignis schaue ich auf den Wetterbericht: der Wind droht zu drehen. Daher entscheide ich hier - bei fast 48h - weiterzufahren solange es geht und halt irgendwo zu schlafen. Die 1000km werden dann (glaub ich) auch zu einem PB mit 50h; aber weit entfernt von die viel besser klingenden 48h. Erwartungsgemäß wird es jetzt zäh - mit Schlafmangel krieg ich meine Muskel einfach nicht in Griff. Auch die Tricks mit Koffein Tabletten und Metal auf den Ohren scheinen keine großen erfolg mehr zu haben.
Bei einer kurzen äh Naturpause beißen mich ein paar Insekten so richtig Schmerzhaft. Vielleicht hätte ich mehr auf die Rentier-Knochen achten sollen die hier liegen und gleich das weite suche? Natürlich ist nur 5 Minuten weiter ein richtiger Rastplatz ganz ohne Insekten …
Erwartungsgemäß findet sich auf diesem Stück die geheim Kontrolle (die digitale Version der Stempelkarte hat es angedeutet) unklar war halt nur wo genau. Die beiden hier leisten das meiste: Das hier ist nur Bank und ein einfacher Unterstand (und ihr Auto) wo sie fast 2 Tagen warten um gelegentlich mal Stempel und Würstchen zu verteilen.

Der Wind hat wie angekündigt gedreht, etwa die letzten 150km macht er jetzt also nochmal Ärger nachdem er anfangs gut geschoben hat (auch ein Grund für die 10h) und sich dann dezent zurück gehalten hatte. An Kontrolle 11 gibt es wieder das Palt - frisch vom Grill - auch ein Grund warum ich nochmal mitmache! Nach einem gescheiterten Schlafversuch auf einer Bank irgendwo an der Straße lege ich mich hier nochmal kurz richtig in eine der Hütten. Aber die letzte Etappe wird noch zäher, ich muss noch ein paar Pausen für Powernaps machen. Ein Eis hilft auch nicht so recht und dann bestraft das Wetter mein ganze schlafen noch: Etwa 20km vorm Ziel setzt richtiger Regen ein, diesmal so das ich auch Regenhose brauche damit die Schuhe nicht nass werden.
Letztlich brauche ich für die letzten ca. 200km dann ganze 13h - also deutlich langsamer als die ersten 300!

Done: 63 Stunden 15 Minuten; also auch die letzte hübsche Zahl (unter 60h) noch verfehlt obwohl es zwischendurch zumindest theoretisch möglich gewesen wäre. Aber nach 1000km kann ich 200 halt doch nicht so fahren wie diese bei einem frische Start täte. Woran das wohl liegen mag?

Fahrrad lehnt an Glasfront
Angekommen am Ziel: dem Scandic Hotel. Diese Fahnen standen übrigens an allen Kontrollen damit man sie auch findet.

Rückreise

Ankunft vom MSR war am frühen Nachmittag. Im Gegensatz zur Hinreise gab es keinen terminlichen Grund für einen Ruhetag und so geht es gleich am nächsten Tag weiter. Allerdings erst um 12 Uhr und sehr gemütlich - also doch irgendwie ein Ruhetag. Vorgenommen waren zwar unter 100km aber mit Zeltplatz und so wurden es letztlich doch mehr. Im Grunde wäre ich auch schon um kurz nach 10 Uhr los aber das rücksenden des Pakets dauert länger als erwartet weil die Postfiliale erst um 12 Uhr öffnete.

Fahrrad vor Supermarkt, ein Paket steht vor dem Rad
Von hier geht mein extra Gepäck zurück (kommt 1 Tag vor mir an). Weg vom Hotel bis hier her mit dem Paket hinten drauf geschoben und immer noch viel zu früh vor Öffnungszeit.

Tag 2: Nach dem lockeren Tag jetzt wieder richtig los. Es muss mehr geschafft werden als auf der Hinreise wenn ich die ganz lange Strecke absolvieren will. Das jetzt viel mehr Hügel kommen hilft net und der Wind scheint mir in auch (meist) nicht gewogen - aber das denkt man ja eh immer.

Parkplatz mit Klippe im Hintergrund
Das zentrale Besucherzentrum der Högakusten. Die Hügel sind durch die Wellen des Meers entstanden als das hier alles wegen dem Gletschern noch 100m tiefer lag.

Erstmal ein bisschen E4 inkl. der Högakustenbron. Bei meiner Tour zum Nordkapp hatte ich die aufgrund der aussage (“geht aber nicht angenehm”) noch ad-hoc umfahren (was eigentlich nicht länger ist). Aber diesmal wollte ich Sie mir anschauen; trotz starken Windes für den ich mir eigentlich bei der Planung eine Umfahrungs-Strecke notiert habe … Und ja der Wind ist Stark. Besonders an diesen Pfeiler sehr überraschend haut er mich aus der Bahn. Mit einem LKW in dem Moment wäre das sehr knapp geworden. Aber letztlich ist es früh an dem wichtigsten Feiertag für Schweden (Midsommar am WE nachdem es tatsächlich passiert) - ergo 0,0 Verkehr auf der Brücke und überhaupt nicht unangenehmen. (Gilt auch für die anderen E4 Stücken an dem Tag).

Auf der Fahrbahn einer Hängebrücke der Pfeiler im
Blick.
Die Brücke halt

Zum Nachmittag hin nochmal durch viel Stadt (Sundsvall) bevor es ins Hinterland und die große Einsamkeit geht. So “einiges” los an Reiseradler hier insgesamt 3 (1 + 2er) im Gegenverkehr.
Am Ende des Tages endlich mal wieder ein Zeltplatz mit geringem Preis für Radfahrer blöderweise aber ohne Rezeption daher nur SMS Klärung kein Schlüssel für Sanitär. Muss ich also andere Gäste fragen bzw. darauf hoffen das gerade einer andere rein will. Erstaunlicherweise klappt das am nächsten morgen auch um kurz vor 5 Uhr wo man sonst um die Zeit doch alleine wach ist.

Tag 3 Im Nirgendwo: Das Stück ist jetzt wirklich einsam erkennbar daran das auch die Hauptstrecke nur noch Schotterweg ist - und das schon ziemlich lange. Wenn es so weit zwischen den Ort fährt geht irgendwie das Gefühl für Zeit & Entfernung etwas zurück was positiv ist! Nicht nach nur 5 km am nächsten Ort sondern jau schon wieder 50 km am nächsten Ort.

Große Insekt sitzt auf Fahrradlenker
Ich habe keine Ahnung was das ist aber es hat die Ruhe Weg und sitzt gefühlte mehrere Minuten während der Fahrt auf dem Lenker. Wie man sieht stört es sich auch nicht am anhalten und das ich mein Handy raushole.

Zwischendurch kommen mir gefühlte 500 Wohnwagen entgegen -wirklich nur entgegen keiner in meiner Richtung. Am Nachmittag aber dann doch noch was: Ich überholen einen quasi einheimischen (Norweger) Reiseradler in der hügligen Landschaft.
Heute mal früher Schluss machen - so der Plan - in dem Ski-Ort gibt es einen großen Campingplatz. Aber die rufen einen neuen Preisrekord auf das ist mir (Heute) noch zu viel, auf der Karte ist noch was wages eingezeichnet. Das stellt sich dann aber als wirklich Wage heraus: Hätte man vorher buchen müssen und k.a. wie das jetzt geht. Also einfach so weiter noch schnell die Flasche am Fluss auffüllen denk ich mir. Huch! bissel schwungvoll ausgespült und die Flasche entgleitet mir, nicht weit weg aber halt im Fluss mir sichtbarer Strömung. Flasche weg und Plastik in der Umwelt gelassen. Sry Schweden!
Bleibt noch das Problem mit schlafen; Wild-Campen ist nicht so meins. Im Prinzip ginge das hier überall direkt an der Straße fährt ja eh keiner aber ich kann mich net entscheiden. Und dann steht da plötzlich ein abgenutzte Blockhaus an der Straße - ich schaue einfach mal: Tür ist einfach offen innen drin etwas modrig aber Holzbetten und ein Nebengebäude mit Plumpsklo gibt es auch! Viel günstiger also. (Ich habs doch glatt geschafft zu vergessen ein Bild zu machen)

Tag 4 Auf nach Norwegen: So richtig schlafen kann ich in der Hütte dann aber doch nicht. Keine Ahnung warum und mein Wasser ist ja auch immer noch knapp. Also sehr früh los im nächsten Ort gibt es dann eine Friedhof für Wasserauffüllen ohne Verlust Gefahr. Aber jetzt halt erst mal nur 1L muss ich irgendwo heute eine neue Flasche kaufen. Außerdem ist ausnahmsweise richtig kühl hier bei doch ein paar Meter in der Höhe.
Kaum ein paar Stunden in Norwegen holt einen die deutsche Geschichte wieder ein - südlich von Elverum eine Gedenktafel zum Überfall auf Norwegen.

Gedenkstein.
Gedenkstein für die "Schlacht von Midtskogen"

Richtung Oslo wird es natürlich jetzt wieder sehr viel dichter besiedelt und im Großraum Oslo gibt es -für meine Strecke- auch jede Menge gut (aber nicht tolle) Radwege bis in die Innenstadt. Mit den vielen Hügel und den erstmals jetzt einsetzenden richtigen Regen (Halt Norwegen!) macht es aber keinen Spaß. Insgesamt ist die ganze Strecke bisher schneller als erwartet aber trotzdem ist es jetzt als ich in der Innenstadt am Hafen bin spät und es regnet. Keine Lust noch irgendwie wenigsten ein bisschen die Stadt anzuschauen sondern weiter zum nahegelegen Zeltplatz. Böses erwachen dort: was mir gestern zu Teuer war wirkt heute im Vergleich unheimlich billig.
Dieser Campingplatz in Oslo, ja liegt natürlich in der Stadt, aber diese Monopol wird hier gnadenlos mit Wucher Preis für miese Qualität: Steinige Zeltwiese, nicht gemäht und hässliche Sanitäranlage. Da es ohne irgendwas direkt an den Park grenzt ist fast so als ob ich mein Zelt direkt irgendwo Wild in einem Park gestellt hätte (was ich auch zwischendurch gesehen hab).

Stadtpanorama von erhöhtem Punkt.
Oslo
Fjord Gebäude am Rad
Und links von dem Blick der Oslo Fjord
Stadtpanorama von erhöhtem Punkt.
Noch mehr Oslo

Tag 5 Regen und Fjorde: Auch die Strecke aus Oslo raus hat erst mal Radwege (Ungewöhnlich: der Radweg teils sogar explizit als parallel Strecke mit der Nummer der Autobahn beschriftet). Wo sie aufhört wird es dann aber schon nervig die Straße ist eng und nach langer Zeit in einsamen Gegenden fühlt Sie sich stark befahren an.

Hoher Felsen mit Schießscharten
Ein norwegischer Bunker. Diesmal nicht 2. Weltkrieg sondern gebaut im Prozess der Abspaltung von Schweden. Wacht hier über einen Fluss.

Bis kurz hinter der schwedischen Grenze ist natürlich Regen. Nicht viel mehr zu sagen einfach nur Distanz nach Göteborg abarbeiten. Und nochmal tief in die Tasche greifen für Campingplatz.

Tag 6: Nach nochmal einem etwas dünner besiedelten Gebiet ist aber jetzt alles normales Mitteleuropa mit regelmäßig Dörfer und ordentlich Autoverkehr. Und die ganzen sonstigen Nachteile: Ein dunkler Tunnel unter der Autobahn in Göteborg ich fahre natürlich brav auf dem Radweg - ganz blöd weil offenbar jede menge Glasscherben da! Also Panne am 19ten Tagen; ich bin mir nicht sicher ob die Tubeless-Dichtmilch schon verbraucht ist von was anderem oder ob sie beim einfüllen irgendwie schon schlecht war nach nem knappen Jahr im Regal - jedenfalls hats nichts geholfen. Ich komme in dem moment leider nicht auf die Idee es erst mal mit meiner mitgeführten Dichtmilch nachfüllflasche zu probieren - also Schlauch rein.
Sieht so aus als ob Göteborg mich nicht mag - letztes Jahr muss hier irgendwo der Riss im Unterrohr aufgetaucht sein.

Kühe weiden am Strand
Das sind allso die sog. See-Kühe?

Zum Abend hin ist der Campingplatz wieder teuer aber jetzt bin ich ja abgehärtet - dafür ein anderes Problem: Die Rezeption ist geschlossen. Hrm ich schau auf der Karte da ist etwas als Schutzhütte eingetragen zwar für Wanderer aber das wird doch wohl auch gehen? Also weiter - über den letzten Berg der sich hier überraschend Quer durch die Landschaft legt, in dieser Bergkette dann auch besagte Hütte gefunden. Aber: In dem Internet Eintrag stand nix davon das det hier eine Semi-Bewirtschafte Wanderhütte ist die man -für große Gruppen- hätten mieten müssen. Aber es ist keiner da und es gibt einen Wasserhahn außen. Also nochmal ‘Wild’ vor der Hütte am Feuerplatz (ohne Feuer) Zelt aufschlagen klappt gut - aber das Klo fehlt mir trotzdem.

Flache Landschaft dahinter ein langestreckter
Berg
Das meiste hier ist Flach und plötzlich findet sich dieser Geschwindigkeitshuckel der sich links/rechts Kilometerlang Schnurgerade durch die Landschaft zu legen scheint
Zelt vor einem Haus
Auf dem obigen Berg (rechts) liegt dann auch diese besagte Schutzhütte vor der ich mein Zelt hinstelle.

Tag 7 Fährfahrten: Schweden ist damit schon rum. Die Helsingborg Fähre ist so schnell organisiert und fährt so häufig - offenbar auch massiv für Pendler genutzt - das es einfach drüber flutscht. Nichtmal zeit wie geplant auf der Fähre bissel was zu Essen.

Etliche Fahrräder auf Fähre
Auf der Fähre ist es eng; viele Pendlerräder

Großraum Kopenhagen ist das was man erwartet viel Radweg und auch viel Radverkehr (auch etwas das wie ein Fahrrad-Schulbus wirkt). Als die tolle Stadt für Radfahrer fühlt es sich aber dann doch net an. Das was ich an Radwegen erwische ist meist auch wieder eng und nicht im besten Zustand. Das man alles indirekt links abbiegen muss nervt.
Und sobald man aus dem Stadtgebiet raus ist wird es viel viel schlimmer als man es gewöhnt ist. Diese 25 cm neben der weißen Linie rechts sind doch teils tatsächlich mit Radsymbol gekennzeichnet. Und offenbar nimmt 80% des PKW Verkehrs das auch als extra Spur war und versucht gar nicht erst einen Überholvorgang anzudeuten. Wenn ich eine Top-Liste von unangenehmen Straßen aufstellen würde wäre diese hier sicher oben dabei. Nur weil der meiste Verkehr auf der parallelen Autobahn läuft hält man es wohl überhaut aus.
Das nächste Problem sind die Toiletten: Zwar gibt es welche aber die sind hier ganz toll mit SMS verschlossen - also da steht ne Nummer an die man SMS senden soll. Klappt natürlich nicht weil Ländervorwahl und auch Ortsvorwahl fehlt. Also 5 Minuten vor der Tür ärgern SMS an wer-weiß-wen gesendet und dann doch in Wald gehen - tolle Technik!
Immerhin sehe ich heute die meisten Reiseradler entgegen kommen - trotz des nervigen Autoverkehrs hier. Ist halt eine Strecke die direkter nicht geht und nicht viel alternativ wenn man aus Richtung Rostock oder Fehrmarn kommt und nach Kopenhagen oder weiter nördlich will.

Lange aufgeständerte Brücke über Wasser
Die Lange Brücke die Dänische Inseln verbindet hat auch schon bessere Tage gesehen. Deshalb wird sie auch neugebaut und der alte Belag gar nicht mehr geplegt ... nennt sich Strostrombroen

Dafür das hier so viele Reiseradler unterwegs sind wirkt auch die Ausschilderung am Hafen nicht besonders hilfreich; ich irre etwas herum und bin letztlich froh das Dänemark so schnell hinter mir liegt. Das All-you-can-eat Buffet auf der Fähre kann ich jetzt aber so richtig schröpfen :).

Tag 8 Abschluss: Vom Morgen an ist eigentlich klar das ich jetzt nicht nochmal Stoppe. Die frage ist nur ob ich es vor Mitternacht (also in 21 Tagen) oder erst danach schaffe. Der Tag gibt sich alle mühe das es nicht klappt: noch eine Panne am Hinterrad. Diesmal versuche ich es aber mit der Dichtmilch in den Schlauch und schau an: es funktioniert (und hält auch danach).
Nochmal etwas Regen, wechselnder Wind (aber letztlich wohl doch eher Rücken) und dann letztlich doch Erschöpfung und Müdigkeit sind das was vom Tag hängenbleibt. Das fahren ist ja einfach nur Deutschland nix was auffällt. Als es endlich aussieht das Mitternacht klappen kann haut sich auch noch ein Baustelle rein die man dann wohl doch besser umfahren hätte - auch wenn ich nicht bemerkt habe wo das eigentlich gedacht war.
Am Ende passiert was ganz merkwürdiges: Plötzlich ist es Dunkel. Was’n hier kaputt :) Autos blenden und Nebel beschlägt die Brille. Aber die letzte Schokolade füllt den Zuckerspiegel auf und es rollt sich schnell und ohne Probleme die letzten Km. Das ich fast genau um Mitternacht hier ankomme war natürlich von Anfang an so geplant!

Fahrrad vor Berliner Bär bei Nacht

Fazit: Also ja es geht auch mit dem Randonneur-Rad als Urlaub mit Zelt. Aber wie schon erwartet sind 3 Wochen irgendwie zu viel. Kein Tag ist eine ‘Schinderei’ aber die Erschöpfung kumuliert sich halt doch irgendwie. Ich brauche mal Pause - mal wieder was anderes als nur Kurbeln, Essen und Schlafen.
In Summe hätte das Wetter auch nicht besser sein können. Regen an insgesamt 3 Tagen aber auch kein Dauerregen. Immer ausreichend warm aber auch nicht elendig heiß.

Statistiken

Ich mag Zahlen hier also jede Menge sinnlose Werte.

TageDistanzHöhenmeterSchnittSchnitt TotalSchnitt WattKalorien
Hin81729 km => 216 km/d9177 m25 km/h9,0 km/h17436064
Ruhe1 1/227 km
MSR3 (63:13)1222 km7882 m27,1 km/h19,4 km/h16323415
Rück82069 km => 258 km/d14054 m23,8 km/h10,7 km/h16643012
Gesamt215048 km => 240 km/d31234 m24,2 km/h10,1 km/h165104326
  • Gesamte Fahrzeit: 202h
  • Schnitt Total: Inkl Schlafpausen
  • Höhe Laut Wahoo. Manche sagen das die typischerweise zu weniger zählen
  • Den Montag mit 23:07 start als 1/2 Ruhetag gezählt
  • Watt Schnitt rechnet nur die aktive Pedalierzeit kein Rollen etc.
  • In der Gesamt-Summe bleib ich damit hinter meinem bisherigen Rekord von 2018 mit 252 km/d

Min/Max Werte für alle normalen Reisetage. Also ohne MSR, Ruhetag letzten Hintag (82 km) und ersten Rücktag (129 km).

besterschlechtester
Distanz 367 km186 km
Fahrzeit 14:40 h7:44 h
Durchschnittsgeschwindigkeit 26,1 km/h22,8 km/h
Höhenmeter 897 m2868 m

Kosten

  • 3x Hotel: je ~1.000SEK
  • 12x Camping-Platz: von 9€ bis 43€
  • 3x Durchgemacht/Powernap
  • 2x Zelt Wild
  • Summe: 520 €
  • Essen: 520 €
  • Sonstiges: 287 €
  • Fähren: 84 €
  • Verschleiß: 1.262 € (Schätzung mit 0,25€/km die ich anpeile z.Z. bin ich real bei 0,29€/km)

Di2 Schaltvorgänge während der Fahrt: Kettenblatt 909x und Ritzelpaket 21950x.
Wie lange hält der Akku? Vor den 9 Tage Rückfahrt habe ich vollgeladen danach war er bei 60% mit 8247x Hinten. und 526x Vorne

Packliste

Zahlreiche Sache liegen aufgreiht am Boden
Das (beinah) gesamte Gepäck

1)Nicht während MSR 2)Nicht auf Rückreise

  • Fahrrad Kocmo Custom mit Ultegra 11-Fach Di2; 29/34mm Nextie-Felgen.
  • Taschen
    • Taschen hinten (Vaude) 1)
    • Rahmen Tasche mit Handyhalterung
    • Ortlieb Drybag Ultralight 13 Liter 1)
    • Kleine Lenkertasche
    • Ortlieb Gepäckträger Box 1)(aus Paket)
    • Satteltasche ca 1,5l 1)(aus Paket)
    • 3x Hardcase Boxen für Kleinteile
    • Stoffbeutel für Einkäufe (von BMB)
    • Tüten zum Organisieren von Zeugs
    • Klicta Notständer (nicht wirklich praktisch; selten verwendet)
  • Schlafen 1)
    • Zelt Vaude Tokee Ultralight
    • Schlafsack Cumulus Quilt 15
    • Isomatte Exped Down Mate Light
    • Kopfkissen zum ausstopfe
    • Kurze Hose & T-Shirt
    • Schlafmaske
    • Moskitonetz für Kopf (bisher nie nötig aber wiegt nix)
    • Notfall-Patches für Zelt & Isomatte
  • Zum Anziehen
    • 2x Trikot
    • 2x Radhose (Bib & Kurz)
    • Schuhe (Lake)
    • Armlinge
    • Beinlinge
    • Pullover 2)
    • Buff
    • Unterhemd
    • ¾ Hose 2)
    • 3x Socken; 2x Normal 1x2) Warm & Extra Lang
    • Taschentuch
    • Fahrradhandschuhe
    • Regenhandschuhe (Warm)
    • Überschuhe (Warm)
    • Windjacke
    • Regenjacke
    • Regenhose
    • Casquette (Fahrrad Cap)
  • Waschtasche
    • Zahnbürste & Co; Mundwasser (klein)1)
    • Nassrasierer1)
    • Asos Chamois
    • Asos Skin Repair
    • Antiinsekten Spray
    • Sonnecreme
    • Klopapier
    • Mini-Handtuch1)
    • Universal Waschmittel (Dusche & Klamotten)1)
    • Brillenreiniger1)
  • Reiseapotheke
    • Pflaster & Co.
    • Blasenpfaster
    • Aciclovir
    • Hydrocortison
    • Wasserentkeimungstabletten
    • Salben: Gelenke & Nacken1)
    • Insektenstich & Sonnenbrandgel (2 in 1)
  • 3x Flasche am Rad (Die 3te nur manchmal befüllt)
  • Spork (Löffel und Gabel)
  • Dokumentenbeutel, Stift
  • Smartphone + Backup Smartphone1)
  • Ladegerät, Ersatz USB Kabel
  • Powerbank 1)
  • Stirnlampe (bissel überflüssig weil nie dunkel :))
  • Wahoo Element Bolt + Sensoren
  • Werkzeug & Co
    • Multitool
    • Reifenheber
    • Leatherman
    • 2x Ersatzschlauch; 1x Ultralight TPU
    • Fett
    • Flickzeug
    • Gewebeklebeband
    • Flüssigwachs
    • Luftpumpe
    • Ersatzteile: Brems-Pads; Speichen; Di2-Kabel; Schnürsenkel 1)
    • Di2 & Favero Ladegerät 1)
    • Mirkofasertuch 1)
    • Ersatz Front & Rückleuchte; Frontlechte ist auch Mini-Powerbank
  • Dextro Getränkepulver (beim MSR in der 3ten Flasche)
  • Recovery Pulver + Multivitamin Tabletten1)
  • 2x Powerbar (je Packtasche eins) + Gel als Notreserve

Gewicht Rad ca. 10,3kg (+/- 0,5kg je nach aktuellen Reifen etc pp)
Gewicht Gepäck inkl Taschen: 15kg bei Ankunft ca. 1,5kg weniger.